James Bond ist zu beneiden. Er hat einen aufregenden Job, der ihn an einige der schönsten Orte auf dieser Erde führt. Gut für uns: Die Drehlocations können auch wir besuchen – und zwar ganz ohne uns in Lebensgefahr zu begeben!
Lake Palace Udaipur, Indien
Der schneeweiße Marmorpalast inmitten des Pichola Sees ist die perfekte Residenz für einen Bond-Widersacher, der nichts geringeres als die Weltherrschaft anstrebt. In „Octopussy“ ist er die Festung Kamal Khans, den Bond Alias Roger Moore dank eines Fabergé-Eis aufspürt.
Fotos: © Martijn Mulder/Dirk Kloosterboer und © TAJ Hotels
Das beeindruckende, im 18. Jahrhundert vom Maharadja Jagat Singh II erbaute Märchenschloss mit seinen unzähligen Türmchen und Erkern eignet sich aber auch wunderbar als Luxushotel – was es heute tatsächlich ist. Für westliche Verhältnisse ist die Nacht im hochkarätigen TAJ Lake Palace sogar günstig (ab etwa 350 Euro), wem das trotzdem zu viel ist, kann den Seepalast auf einen Cocktail oder zum Abendessen besuchen: Hier werden so romantische Dinge wie Dinner auf einem Schwimmponton auf dem See oder Cocktails am Seerosenteich in einem Hof des Palastes angeboten. Schon die Anreise ist fast kitschig schön: Ein kleiner traditioneller Kahn (derselbe, in dem auch schon Bond fuhr) bringt die Gäste über den still ruhenden See zum Palast.
Piz Gloria, Schilthorn, Schweiz
Das Panorama ist so atemberaubend, dass man fast vergisst zu essen: Das Piz Gloria Restaurant sitzt auf dem 2971 Meter hohen Schilthorn mit Blick ins Tal und auf die gegenüber liegenden Gipfel der berühmten Berge Eiger, Mönch und Jungfrau. Und weil es sich dreht (eine Stunde pro Umdrehung) gibt es auch immer neue Ausblicke zu bewundern.
Foto: © Schilthornbahn AG, 3800 Interlaken
Im 1969er Bond „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ ist das Piz Gloria die Festung des Bösewichts Blofeld, der dort oben angeblich zehn schöne Frauen einer Allergietherapie unterzieht – in Wirklichkeit sollen sie gefährliche Viren in die Welt tragen. Die Tarnung von Bond alias George Lazenby fliegt auf, als er gleich mit mehreren der Ladies anbandelt. Mit einer halsbrecherischen Skifahrt rettet er sich ins Tal. Die Location-Scouts hatten Glück, als sie 1968 das Piz Gloria entdeckten, es war erst im Rohbau fertig und auch das umliegende Skigebiet war noch nicht eröffnet. Schnell war man sich einig: Die Filmcrew gestaltete den Innenausbau nach ihren Wünschen und überließ nach Ende der Dreharbeiten alles den Inhabern. Und so ist das Piz Gloria heute nicht nur ein äußerst ungewöhnliches Restaurant, sondern eine Pilgerstätte für Bond-Fans. Es gibt sogar eine Multimediashow mit den besten hier oben gedrehten Szenen.
James Bond Insel, Phang-Nga Nationalpark, Thailand
Im 1974er „Der Mann mit dem goldenen Colt“ ist die Phang-Nga-Bucht mit dem markanten Felsen die Privatinsel des Profikillers Scaramanga im Chinesischen Meer, tatsächlich aber gehört sie zum thailändischen Phuket. Mit seinen Traumstränden, der tropischen Unterwasserwelt, hübschen Dörfern, Dschungel, Plantagen und der guten Infrastruktur ist die Halbinsel heute ein beliebtes Reiseziel – und der „James Bond Felsen“ (leider) eine der Top-Sehenswürdigkeiten.
Foto: © Martijn Mulder/Dirk Kloosterboer
Wer die malerische kleine Bucht, in der sich Bond und Scaramanga ein Duell auf Leben und Tod lieferten, ohne Touristenscharen erleben will, sollte daher keine der überall angebotenen Touren buchen. Per Taxi und Boot (Preise vorher aushandeln!) kommt man auch auf eigene Faust hin. Am besten früh am Morgen! Wenn man dann am Strand der (fast) menschenleeren Bucht liegt und auf die bizarr geformte Felsennadel schaut, die davor aus dem Meer ragt, meint man fast, die Solarenergiestation des Bond-Widersachers dort oben, zwischen der üppigen Vegetation, zu sehen.
Agios Triados Kloster, Meteora, Griechenland
Eine schmale, kurvige Straße führt über zahlreiche Berggipfel nach Meteora und bietet dabei nach jeder Kurve neue atemberaubende Panoramen. Schließlich tauchen am Horizont mysteriöse, gigantisch große Felssäulen auf, auf denen man beim Näherkommen Jahrhunderte alte Klöster sitzen sieht. Im 1981er Film „In tödlicher Mission“ klettert Bond alias Roger Moore (oder vielmehr: sein Stuntman) an einem dieser Felsen hinauf, während sein Widersacher versucht, ihn abstürzen zu lassen.
Fotos: © Martijn Mulder/Dirk Kloosterboer
Auch die Mönche mussten einst sehr mutig sein: Der Aufstieg ins 1475 erbaute Kloster war früher nur mit Strickleitern möglich, die – der Legende nach – erst dann erneuert wurden, wenn der liebe Gott sie hatte reißen lassen... Heute führt ein ungefährlicher Weg nach oben ins UNESCO Weltkulturerbe, der allerdings die Kondition fordert: in den Felsen gehauene Stufen. Auch der 007-Showdown fand hier oben statt: Bond gelang es, dem Bösewicht den Computer zum Start der Atomrakete abzunehmen und vom Felsen zu schleudern. Wieder einmal die Welt gerettet!
Iguacu Wasserfälle, Grenzgebiet zwischen Brasilien und Argentinien
Diese Wasserfälle stellen selbst die weltberühmten Niagara-Fälle in den Schatten: Mitten im Dschungel, auf der Grenze zwischen Brasilien und Argentinien, stürzen rund 275 Wasserfälle in die Tiefe, die beeindruckendste Stelle ist ein etwa drei Kilometer großer Halbkreis, in dem das Wasser über eine 90 Meter tiefe Klippe in einen brodelnden Schlund stürzt, von den Einheimischen „Rachen des Teufels“ genannt.
Fotos: ©Martijn Mulder/Dirk Kloosterboer und ©Thonny Cantalleano
Das Spektakel lässt sich von verschiedenen Aussichtsplattformen bewundern, die teilweise so dicht an die Fälle herangebaut sind, dass man vom aufstäubenden Wasser der heruntertosenden Fälle geduscht wird (in der südamerikanischen Hitze nicht unbedingt unangenehm). Ebenso spektakulär ist eine Bootstour auf dem Fluss bis nahe an die Wasserfälle heran – natürlich von unten. James Bond alias Roger Moore allerdings gerät in „Moonraker“ (1979) in einem Boot in den Sog des Wasserfalls, während er mit Jaws (der Kerl mit dem fiesen Metallgebiss) kämpft. In letzter Sekunde kann er sich mit einem Paraglider vor dem Sturz über die Klippe in den Teufelsschlund retten. Wer wie Bond über die Cataratas do Iguacu fliegen will, kann dies mit dem Helikopter tun, Touren bietet das nahe gelegene Hotel das Cataratas an.
Shinmu-Dake Vulkan, Kirishima Nationalpark, Japan
Aus dem üppig grünen Karishima Nationalpark im Süden Japans ragen gleich fünf beeindruckende Vulkane – die auch alle noch aktiv sind! Trotzdem darf man sie besteigen, denn ihre Aktivität wird rund um die Uhr überwacht. Einer von ihnen ist der Bond-Vulkan Shinmu-Dake, und wer ihn besuchen will, sollte Kondition und Wanderlust mitbringen, denn der zweistündige Marsch dorthin führt über den Gipfel eines weiteren Vulkans.
Fotos: © Martijn Mulder/Dirk Kloosterboer
Doch das Panorama während der Wanderung lohnt jede Anstrengung und spätestens beim Blick über den Kraterrand des Shinmu-Dake fühlt man sich wie James Bond höchstpersönlich: Der türkisblaue See sieht genau aus wie im Film, nur dass hier tatsächlich Wasser im Krater ist. In „Man lebt nur zwei Mal“ (1967) wirft Bond alias Sean Connery einen Stein in den See, der jedoch statt im Wasser auf einer harten Oberfläche landet – dem Eingang zur geheimen Raumschiffbasis des Bösewichts Blofeld. Falls am nächsten Tag ein Muskelkater zwickt (aber nicht nur dann), empfiehlt sich der Besuch eines Onsen: Japan ist berühmt für seine heißen Quellen und die damit verbundene Bäderkultur.
Chateau de Chantilly, nahe Paris, Frankreich
Das prächtige Château de Chantilly stammt aus dem 18. Jahrhundert und blieb bis heute nahezu unverändert erhalten. Die Stallungen der einst 240 Pferde haben eine geradezu hochherrschaftliche Architektur, denn der damalige Gutsherr, Prinz von Condé, glaubte fest daran, er würde als Pferd wiedergeboren und wollte mit einem standesgemäßen Stall vorsorgen...
Fotos: © Martine Savart
Auch in den hier gedrehten Szenen aus „Im Angesicht des Todes“ (1985) geht es um Pferde: Bond alias Roger Moore besucht undercover ein Pferderennen, um dem skrupellosen Großindustriellen Max Zorin auf die Schliche zu kommen. Dessen Pferde siegen auf mysteriöse Weise immer – gedopt durch einen implantierten Mikrochip. Heute beherbergen die Stallungen das „Musée Vivant du Cheval“: In 31 Räumen können Besucher die Welt der Pferde kennenlernen – anhand echter Tiere. Ein Muss für jeden Pferdeliebhaber! Aber auch das übrige Schloss ist für Besucher zugänglich (es beherbergt verschiedenen Museen) und im Schlossgarten lässt es sich ganz wunderbar lustwandeln.
TIPPS:
Noch mehr traumhafte James Bond Locations haben Martijn Mulder und Dirk Kloosterboer während zehnjähriger Recherche und Reisen um die ganze Welt zusammengetragen und im Buch „On The Tracks of 007“ veröffentlicht. Erhältlich auf www.onthetracksof007.com ab 19,95 Euro.