Ein bisschen Abenteuerlust braucht man schon in Nicaragua, aber die Karibikinsel belohnt ihre Gäste mit einsamen Stränden und unverfälschter Gastfreundschaft
Der Kontrast zum Nachbarland Costa Rica könnte nicht größer sein: Dort die „Schweiz Mittelamerikas“ mit etabliertem Öko-Tourismus, hier Nicaragua, eines der ärmsten Länder Mittelamerikas, dessen Infrastruktur noch zu schlecht ist für Massentourismus. Wer ein wenig abenteuerlustig ist, sieht das als Vorteil: Little Corn Island etwa ist ein kleines, fast unberührtes Paradies mit palmengesäumten Stränden, das 70 Kilometer vom Festland entfernt im kristallklaren karibischen Meer liegt. Die etwa 750 Inselbewohner stammen von indianischen Ureinwohnern, asiatischen und europäischen Händlern, afrikanischen Sklaven und Piraten ab – ein Kaleidoskop an Hautfarben. Neben Spa- nisch wird auch Englisch gesprochen.
Der entspannte Lebensrythmus färbt sofort ab
Ein kleines Motorboot bringt die Urlauber von Big Corn, wo Propellermaschinen landen können, in rasanter Fahrt auf die Nachbarinsel. Am Strand, mitten im Dorf, endet die Anreise. Dort begrüßen die Jungs vom Dive-Shop die drei, vier Neuen und verteilen handgezeichnete Karten der Insel. Kaum ist man an Land gegangen, scheinen Eile, Stress und Sorgen auf magische Art und Weise zurückzubleiben. Der entspannte Lebensrythmus der Insel färbt sofort ab. Ein kleiner Trampelpfad führt auf die andere Seite hinüber, dort steht auf einer kleinen Anhöhe das wohl komfortabelste Guesthouse der Insel, das „Casa Iguana“. Und entlang dem langen Strand verteilen sich schlichte Holzhütten, die man für zwölf Dollar die Nacht bekommt. Einschlafen und Aufwachen bei Wellenrauschen.
Tauchen, Schnorcheln oder doch nur in der Hängematte liegen?
Der Tagesrhythmus richtet sich ganz von selbst nach der Sonne. Um kurz vor sechs wird es langsam hell. Freiwillig um diese Uhrzeit aufstehen? Zuhause unvorstellbar. Hier lockt jeder neue Tag mit kitschig-schönen Sonnenaufgängen und ein paar Stunden angenehm kühler Temperaturen. Auf der Terrasse von Casa Iguana startet man perfekt in den Tag: Bei frischem Obst, Pancakes und einem Ausblick, schöner als jede Traumstrand-Fototapete, überlegt man entspannt, was man mit dem wolkenlos schönen Urlaubstag anfängt. Auf einem der Trampelpfade die Insel erkunden? Kajak fahren? In einer Hängematte unter Palmen faul den Tag verträumen? Oder in die farbenprächtige Unterwasserwelt eintauchen? Das große, unbeschädigte Korallenriff rings um die Insel, Fischschwärme im Überfluss, Hummer, Schildkröten und Mantas zaubern selbst in die Augen erfahrener Taucher einen euphorischen Glanz. Und auch Schnorchler können dank geringer Wassertiefe vieles entdecken.
Ein Animationsprogramm für Touristen sucht man vergeblich
Nach Sonnenuntergang passiert nicht mehr viel auf Little Corn, ein Animationsprogramm für Touristen sucht man vergeblich. Hier dreht höchstens mal eine der Restaurantbars am Strand für eine Stunde die Stereoanlage auf und das Licht herunter. Dann dröhnen Raggaton-Hits aus den Boxen und drei, vier Jugendliche tanzen in der Mitte des Raums. An den Tischen ringsum versuchen die Gäste im Schummerlicht einiger Kerzen das Essen auf dem Teller zu finden – oder sie tanzen einfach mit. Bald darauf liegt man im Bett, das Rauschen der Wellen im Ohr und die Bilder des Tages im Kopf. Schon wieder ist ein Tag vergangen - langsam, und doch viel zu schnell.
Reiseinfos
Anreise
Von Managua nach Big Corn Island mit „La Costeña“ (https://www.centralamerica.com), weiter mit dem Schnellboot. Flug und Boot sind zeitlich aufeinander abgestimmt. Wichtig: Ausreichend Bargeld mitnehmen! Es gibt keine Geldautomaten und nur „Casa Iguana“ und der Dive-Shop akzeptieren Kreditkarten.
Übernachten
Farm Peace&Love: Noch mehr Idylle und Einsamkeit genießt man auf der Insel- spitze. Ab 60US$/Nacht. www.farmpeacelove.com Die einfachen Holzhütten am Strand kann man nicht buchen – einfach vorbeige- hen, es ist eigentlich immer etwas frei.
Essen gehen
Hummer sollte man unbedingt probieren, so frisch und günstig (ca. 15 US$) be- kommt man ihn nie wieder! Ebenfalls köstlich: frisches Kokosbrot vom einzigen Bäcker im Dorf.
Casa Iguana serviert allabendlich wechselnde 2-Gänge-Menüs, von einheimi- schen Köchen zubereitet, für ca. 10 US$. Bier und Cocktails kosten extra.
Aktivitäten
Tauchen & Schnorcheln: „Dive Little Corn“ bietet neues Equipment und erfahre- ne, englischsprachige Tauchlehrer. Tauchgang ab 35 US$, Schnorcheln (inkl. Ausrüstung und Bootstrip) 15 US$.